Kriegsende

08.05.2014 - 69 Jahre liegt die Nacht zurück, in der das nationalsozialistische Deutsche Reich gezwungen war, die bedingungslose Kapitulation zu erklären. Zumindest in Europa war der zweite Weltkrieg beendet. In Asien wird er noch Monate dauern und im ersten Einsatz nuklearer Waffen seitens der USA enden.

Die Generation meiner Eltern hatte die Nazi-Reichsführung ermächtigt, benachbarte Länder zu überfallen, die Sowjetunion mit einem brutalen Vernichtungskrieg anzugreifen, die Juden Europas nahezu auszulöschen, Minderheiten der Gesellschaft bis in den Tod zu verfolgen.

In dieser Nacht des Jahres 1945 war ich noch keine 27 Monate alt und deshalb gibt es in meiner eigenen Erinnerung weder eine Scham im Blick auf das Vorgefallene noch die Erfahrung des Befreitseins.  

Doch diese Nacht hat meinen Lebensjahren eine neue Richtung eröffnet. Ich war vom großen Unheil in direkter Umgebung verschont, erhielt - nicht ohne Konflikte - Perspektiven für ein friedliches Zusammenleben in Europa.

Heute indes ist wieder von Krieg in Europa die Rede. Noch wird beschworen, dass niemand ihn führen will.

Aber die Ukraine, 1941 erste Station in Hitlers Russlandfeldzug, zerreißt sich wieder unter den Händen der Mächte, die sich einmischen. Der Kalte Krieg von West und Ost wacht auf. Die Diplomatie versagt. Es wird gedroht, aufgerüstet, geschossen, getötet.

Gleichzeitig wird die Sicht auf die Hintergründe vernebelt. 25 Jahre nach dem Desaster des Sowjet-Sozialismus ist die kapitalistisch und marktwirtschaftlich gesteuerte Demokratie des Westens ramponiert. Oligarchen im Osten und Westen ziehen ihre Strippen. In den Gesellschaften, die die Zeche zu zahlen haben, wächst neuer Nationalismus.